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BNN: Geistvoll und lebendig

Das Bartholdy-Orchester im Karlsruher Stephanssaal


Einen ganzen Abend lang Vivaldi – da kommt gelegentlich die Vermutung auf, dies könne ein gleichförmiges, eintöniges Ereignis werden. Weit gefehlt, denn diese Musik steckt voller Überraschungen, und immer wieder gibt es Augenblicke, in denen ,an als Hörer gespannt vorne auf der Stuhlkante sitzt – trotz der Ähnlichkeiten in den Rhythmen, die einen zwischendurch fast wellenartig überrollen. Für die packenden Momente sorgte das junge Bartholdy-Orchester beim Konzert im Stephanssaal: Hier gleicht kein Ton dem anderen, hier wird geistvoll und lebendig musiziert – und zwar unter der Leitung des erst 16-jährigen Rasmus Raecke, der seine Musiker mit Leidenschaft und höchster Konzentration durch den Abend führt.

Das Konzert für Flautino C-Dur (Piccoloflöte) gleicht streckenweise einem einzigen virtuosen Lauf: Bei der Solistin Ulrike Mauerhofer ist alles straff gezogen, liegt wie eine festgespannte Schnur über den pochenden Orchesterrhythmen; im Largo lässt sich die Solistin dann hineinfallen in den weichen musikalischen Fluss. Und derartig schön ausgesungene Bögen hört man immer wieder, zum Beispiel im Concerto grosso d-moll: Hier treiben sich die Soloinstrumente (gespielt von Tobias Norajitra und Hans Leptin, Violinen, außerdem Moritz Geiger, Violoncello) zuerst einmal gegenseitig an, im zweiten Satz aber hat die Solovioline das Wort, und Tobias Norajitra fasst die Linien ganz vorsichtig an – die Musik wirkt zerbrechlich, durchsichtig. Schließlich trifft der Cellist Moritz Geiger in seinem a-moll-Konzert den warmen, erzählerisch-lebendigen Ton und beendet diesen kurzweiligen ersten Teil des Programmes.

Beeindruckend ist auch, was Tobias Norajitra anschließend in den „Vier Jahreszeiten“ leistet: Bis zum Schluß bleibt er konzerntriert, spielt dieses umfassende Werk stets mit liuebevollem Blick aufs Detail. Beim Vogelkonzert im Frühling horcht man sofort auf: Hier entspinnt sich ein derart feiner Dialog zwischen den Soloviolinen, dass man den Eindruck hat, dünner dürfe der Melodiefaden kaum sein, ohne das er abreißt; aber alles leuchtet, ist tragfähig und rund, kein einziger Ton fällt aus der Reihe. Auch das Orchester beherrscht das Spiel mit Farben und Affekten meisterhaft: Man hört förmlich die Luft in der Sommerhitze flirren, den Sturm brausen; man spürt überschwängliche Freude bei den tanzenden Landsleuten im Herbst, hört im Frost das Eis klirren und den Regen rauschen. Da hatte das Publikum selbst nach zwei Stunden noch nicht genug und ließ die jungen musiker erst nach zwei Zugaben vom Podium. cg